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Wir Frauen müssen aufhören, uns anzupassen

  • Veröffentlicht am 26, April 2022
  • Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Gleiche Chancen für alle, Diversität und eine Welt frei von Stereotypen und Diskriminierung. Das leben wir bei Avanade und dafür treten wir ein. #breakthebias ist für uns weit mehr als ein Hashtag, sondern ein Grundprinzip unserer Arbeit und unseres Miteinanders. Aber Avanade ist nicht die ganze Welt – und noch ist eine Menge zu tun, bis wir nicht mehr über Gleichbehandlung sprechen müssen. In diesem Beitrag gibt uns unsere Kollegin Tania Einblick in ihre persönliche Geschichte:

Als ich 1991 mein Informatikstudium begann, waren wir 11 junge Frauen unter ungefähr 300 männlichen Kommilitonen. Drei Monate später gab es nur noch mich. Die anderen hatte der Mut verlassen angesichts einer Atmosphäre, die nicht selten an Mobbing grenzte. Frauen, so wurde uns offen gesagt, hätten in diesem angeblich Männern vorbehaltenen Metier nichts verloren. BWL, das sei etwas für Frauen – und da sei mein Platz.

Das ist über 30 Jahre her – und wenn sich seither auch etwas zum Besseren verändert hat, dann höchstens in den letzten vier Jahren. Vorher ist so gut wie nichts passiert.

Schluss mit Schubladendenken

Ich bin froh, dass jetzt etwas in Gang gekommen zu sein scheint. Dass Gesellschaft und Unternehmen erkannt haben, dass ihnen ein Systemfehler oder auch „Bias“ innewohnt, der unfair, spalterisch und am Ende auch wirtschaftlich unsinnig ist. Der Fehler, Menschen in Schubladen zu stecken, ihnen Wege zu versperren, sie auszugrenzen und klein zu halten. Ich habe diese Mechanismen im Laufe meiner Karriere permanent erlebt, als Frau in der männerdominierten IT-Branche. Und nach wie vor sind am Arbeitsplatz Vorurteile und stereotypes Verhalten gegenüber Frauen tief verwurzelt. Wichtig dabei: Dieser Bias, der förmlich in der tradierten Business-DNA steckt, betrifft natürlich nicht nur Frauen – er steht Diversität und Freiheit auf allen Ebenen im Weg.

Businesskultur neu definieren

Lange Zeit war die Geschäftswelt von Männern bestimmt. Viele Vereinbarungen gelten sogar explizit als „Gentlemen's Agreement“, wenn ein schriftlicher Vertrag den Parteien nicht notwendig erscheint oder wenn sie auf Verschriftlichung verzichten, weil es sich – gar nicht Gentleman-like – um ein dubioses Geschäft handelt. Die Spielregeln und Verhaltensweisen wurden von Männern für Männer festgelegt und in Clubs, Seilschaften und Zirkeln gefestigt, zu denen Frauen erst spät und nach massivem Druck Zugang gewährt wurde. Der Pine Valley-Golfclub in den USA zum Beispiel nimmt erst seit letztem Jahr auch Frauen als Mitglieder auf. Aber Lamentieren lohnt sich nicht. Wir müssen jetzt und hier weitermachen, den Klüngel auflösen, die Türen und Fenster der Hinterzimmer aufstoßen. Wir müssen weiter für Transparenz und Diversität kämpfen und dafür, dass die Arbeitswelt offen für alle ist – und von allen gestaltet werden kann.

Macht, Konkurrenz, Verlustängste

Weil Männer mir – unbewusst und auch bewusst – Steine in den Weg gelegt haben, um meine Karriere zu behindern, habe ich mich als IT-Consultant selbstständig gemacht, noch bevor ich 30 Jahre alt wurde. Und siehe da: Außerhalb einer Unternehmensorganisation war es plötzlich überhaupt kein Problem, dass ich eine Frau war. Keine Vorurteile, die meine Kompetenz in Frage stellten, niemand, der mir nicht zuhören wollte, nur Kooperation und Zufriedenheit. Was das bedeutet? Es geht bei alledem augenscheinlich nicht um die Vorstellung von Männern, Frauen hätten weniger drauf. Sondern um Macht, um Konkurrenz, um Verlustängste.

Ich habe als Selbstständige eine frühe Phase meiner Karriere auf mich allein gestellt verbracht, und konnte mich und meine Karriere so ungebremst weiterentwickeln, wie es mir als Angestellte nicht möglich gewesen wäre. Ich musste also vor dem Bias Reißaus nehmen, um meinen Weg zu gehen. Für mich war das eine gute, in der damaligen Zeit einzig mögliche Entscheidung – aber ich will eine Welt, in der es anders geht. Ich möchte anderen Frauen diesen Umweg ersparen.

Ort für Veränderung

Ich bin vor knapp zwei Jahren zu Avanade gekommen, weil ich gemerkt habe, dass man #breakthebias hier nicht nur ernst nimmt, sondern konkret und ziemlich kompromisslos etwas dafür tut, diesen Systemfehler auszumerzen. Natürlich war es auch eine Entscheidung für den Job, für die spannende Business-Aufgabe. Den Ausschlag gab aber wirklich die Aussicht, etwas verändern zu können. Endlich den Ort gefunden zu haben, an dem ich selbst etwas für den überfälligen Wandel tun kann. Damit Frauen im Beruf und besonders in der IT-Branche, die ich gut kenne, mehr Chancen erhalten, mehr Mut entwickeln und mehr erreichen können. Damit mein eigener, bisweilen sehr steiniger Weg durch von Männern definierte, von Vorurteilen und Anfeindung geprägte Instanzen anderen erspart bleiben möge.

„Frauen sind nicht anders als Männer“

Über Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte, mussten Frauen sich an von Männern vorgelegte Regelwerke anpassen, um überhaupt Gelegenheit zu bekommen, sich durchzusetzen. Wir haben Hosenanzüge gekauft, unsere Stimmen gesenkt. Wir haben uns so verhalten, wie es von Männern im Business erwartet wird, haben Empathie gegen Toughness getauscht und auch dafür wieder Vorwürfe kassiert. Damit muss es vorbei sein. Wir müssen aufhören, uns anzupassen.

Es ist so leicht daher gesagt: Frauen sind anders als Männer. Ist das so? Moment mal. Wer so redet, der bringt zum Ausdruck, Männer seien der Standard – und Frauen eine Abweichung davon. Das ist keine Haarspalterei, sondern ein wichtiges Detail, denn wie wir wissen, bestimmt Sprache das Bewusstsein. Einigen wir uns also lieber darauf, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind. Und das ist auch gut so. Es ist sogar ein großer Vorteil. Nur in unserer Vielfalt und dank unserer Unterschiede können wir uns ergänzen. Immer mehr Unternehmen bemerken, dass sie nicht weiterwachsen können, wenn sie sich strikt nach einem einheitlichen Verhaltensmuster verhalten und eindimensional handeln. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht nur zu erkennen, sondern auch konstruktiv zusammenzuführen, ist ein kultureller Wandel und braucht Zeit.

Gleichbehandlung als KPI

Aus diesem Grund treibt mich eines an: Ich will etwas für Frauen erreichen. Ich will meine Erfahrungen und meine Position dafür einsetzen, damit wir Frauen, aber auch alle Männer, die den Bias satthaben, gemeinsam etwas verändern können. Deshalb engagiere ich mich als Mentorin, um junge Frauen auf ihrem Karriereweg zu unterstützen. Und deshalb bin ich heute bei Avanade. Einem Unternehmen, das sich #breakthebias nicht nur auf die Fahnen geschrieben hat, sondern wirklich lebt. Hier habe ich „female hiring“ als KPI in meinen persönlichen Zielen stehen, gleichberechtigt neben harten Business-Zahlen. Hier fragt mein (männlicher) CFO nach, warum unter den Kandidaten für die Neubesetzung einer Führungsposition keine Frau war. Und zwar nicht nur, weil es bei Avanade eine Richtlinie gibt, die das vorschreibt, sondern weil es ihm persönlich wichtig ist. Hier gibt es Kolleginnen und auch Kollegen, die das gleiche Ziel verfolgen wie ich: echte Gleichberechtigung und ein Miteinander, in dem es keine Rolle spielt, ob jemand divers, weiblich oder männlich ist.

Die Gelegenheit mutig nutzen

Ich bin zuversichtlich, dass je mehr Frauen auch in Führungspositionen vorstoßen, desto schneller echte Gleichberechtigung zur Normalität wird. Dafür ist genau jetzt die richtige Zeit – mit einem Zeitgeist, den wir nutzen müssen; denn, wie wir immer wieder erleben, können sich Verhältnisse auch sehr schnell wieder ändern. Dafür haben wir mehr Freiheiten denn je, nun liegt es uns und unserem Mut.

Auf dem Weg hin zur Gleichberechtigung haben wir bisher vielleicht 35 Prozent geschafft, und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich die Zielankunft noch erleben werde. Aber der Einsatz lohnt sich – für jeden Schritt nach vorn.

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